Nur Freunde und Kollegen wussten, dass der Mitgründer der medalp und Anästhesist, der Ski-Weltcup-Doktor von Sölden und der Notfallmediziner für die Ausbildung Tiroler Bergretter, ein zweites Leben führt.
Dr. Hermann Köhle ist neben seinen vielen beruflichen Tätigkeiten auch Kunstschaffender. Maler, Musiker, Krippenbauer und neuerdings „Student“ der Schnitzschule Elbigenalp im Lechtal.
Aber der Reihe nach. Am besten erklärt, wenn man anlässlich Hermanns 60sten Geburtstages das Interview, das der Wortkünstler Wilfried Schatz aus seinem Sparchkabinett gezaubert hat, zusammenfasst, oder lediglich zwei, drei kleine Episoden daraus erwähnt.
Hermanns Jugendzeit war im Anschluß an das legendäre 68er Jahr. Lange Haare, zum Leidwesen der Eltern, waren angesagt. Und die dazupassende Musik produzierte Hermann selbst. Mit seiner Jugendband. Alles fürchterlich für seine Mutter und seinen Vater, dem legendären Oberländer Hausarzt aus Ried. Aber, und das zeichnet Hermann bis heute aus, fand man einen wohlwollenden Kompromiss. Für jeden Besuch beim Friseur gab´s zwei LPs von seinen Eltern. Und weil die Gitarrensoli von CCR dermaßen genial waren, gab´s zu dieser Zeit für Hermann nur Musik, was dazu führte, dass er – nicht seines Fleißes wegen – das erste Jahr im Oberstufengymnasium in Stams unfreiwillig wiederholen musste. Das, so Hermann im Interview vor den rund 150 Besucher seiner Vernissage, war sein größtes Glück. Also sein zweitgrößtes Glück, konnte man zwischen den Zeilen erahnen, während er einen ziemlich unauffälligen Blick seiner Frau Andrea widmete. Warum? Im zweiten Anlauf im Gym traf er Alois Schranz. Sie teilten die Schulbank, das Zimmer und das Interesse für Medizin, das sie sodann bis zum Ende des Studiums verband und viele Jahre danach zur gemeinsamen Gründung der medalp in Imst führte. Also, ohne CCR gäbe es vielleicht keine medalp?
Besucht man heute Hermann in seinem Haus, so fällt auf, dass da Musik in den Mauern lauert. Eine Tonne LPs zum Beispiel. Das weiß er nur, weil diese Menge bei seinem letzten Umzug gewogen wurde. Dominanter sind mittlerweile jedoch die vielen, vielen Bilder, die zahlreiche Experimente, verschiedenste Stilrichtungen und Stimmungen wiedergeben, die so nur gemalt werden können, wenn ein offener Geist, begleitet von virtuosem Musikgenuß, am Werk ist.
Ihn zu besuchen ist ein besonderes Erlebnis. Ein Auszug aus seinen „Malwerken“ zu bestaunen ist nach seiner Kunstpremiere nun möglich. In der medalp in Imst und in der medalp im Zillertal werden Exponate gezeigt, die begeistern können oder die man einfach nur betrachtet. Hermann erklärt seine Werke nicht. Lässt den Gästen deren eigene Interpretation eines jeden Bildes. Hat auch keine Preise für seine Werke. Lediglich eine Empfehlung: Umfang in Zentimeter = Preis in Euro. Bilder im Wert von 5.200 Euro wurden an seinem Premieren-Abend verkauft. Und alles, so Dr. Köhle, fließt Familien zu, die in Not geraten sind. Kinder und Eltern mögen sich meines kleinen Beitrages erfreuen, wenn´s für die Überbrückung hilft, dann haben meine Bilder Sinn, so Hermann Köhle.
Der Applaus seiner Gäste zollte ihm Hochachtung. Großartig.
Die Veranstaltung
Fotos: Melitta Abber
Die Bilder
Fotos: Melitta Abber
Über die medalp-Galerie von Dr. Hermann Köhle:
Rundschau – s. ePaper KW 48/2017